29.01.2021

Weltcup

Rennrodeln: Gold für Nico Gleirscher, Wendl/Arlt und Julia Taubitz bei der Sprint-WM am Königssee

Königssee (bsd, lr/29.01.2021) Am 29. Januar 2021 eröffneten die drei Sprint-Wettkämpfe das WM-Wochenende in der LOTTO Bayern Eisarena am Königssee: Mit fünf Medaillen – davon zweimal Gold, einmal Silber und zweimal Bronze – startete die deutsche Nationalmannschaft von Cheftrainer Norbert Loch mit einem gelungenen Auftakt in den Saisonhöhepunkt des Corona-geprägten Winters 2020/2021.

Rot-weiß-rotes WM-Gold bei den Herren

Der Sprint-Wettkampf der Herren Einsitzer endete mit einem unerwarteten Überraschungssieg und einem fast rot-weiß-roten Podest: Der Österreicher Nico Gleirscher gewann mit 0,041 Sekunden Vorsprung vor dem Russen Semen Pavlichenko sein erstes WM-Gold. Sprint-Bronze ging an seinen älteren Bruder David Gleirscher.

Lokalmatador und Top-Favorit Felix Loch ging bei der ersten WM-Entscheidung am Königssee hingegen völlig unerwartet leer aus: Der 31-Jährige wurde Vierter, aufgrund eines Fahrfehlers wurde er im Klassement zurückgeworfen. „Ich hatte einen Riesen-Fahrfehler in der Teufelsmühle, der sich bis ins erste S runterzog und bei der Anfahrt ins zweite S richtig ausgewirkt hat. Da hatte ich doch kurz Angst, dass der Schlitten nach oben zieht und in die Bretter geht. Deswegen bin ich froh, dass ich heil durchgekommen bin. Aber ich weiß, dass der Schlitten passt, man muss halt einfach nur gerade runterfahren“, analysiert Loch im Ziel selbstkritisch.

Zweitbester Deutscher wurde Max Langenhan. Der 21-Jährige fuhr auf den sechsten Rang. „Wir waren alle heute im Vorlauf eigentlich sehr gut. Hut ab vor Nico Gleirscher, der hat materialtechnisch wohl alles richtig gemacht, obwohl auch er nicht fehlerfrei runtergekommen ist. Der Start in die WM war natürlich nicht gut, das müssen wir nochmal analysieren“, merkt Langenhan nach dem Rennen an.

Johannes Ludwig, nach dem Qualifikationsrennen am Vormittag noch Zweiter, blieb auf der Königssee-Bahn hinter seinen Erwartungen zurück. Der 34-Jährige wurde „nur“ Neunter, mit einem Rückstand von 0,346 Sekunden hinter der Spitze. „Es ist nicht einfach hier. Es waren zu viele kleine Rutscher dabei, die mir heute die Medaille verwehrt haben“, erklärt Ludwig und blickt dennoch optimistisch auf das morgige Herren-Rennen: „Morgen bin ich wieder guten Mutes, da kann ich dann auch mit meinem Start punkten. Ich denke, dass ich dann wieder gut angreifen kann.“

Der vierte Starter des deutschen Herren-Teams, Moritz Bollmann, hatte es mit Platz 17 im Qualifikationsrennen am Vormittag leider nicht in den Sprint-Wettkampf geschafft.

Julia Taubitz mit Tränen in den Augen und starker Aufholjagd zu Gold

Mit Freudentränen in den Augen gewann bei den Rodel-Damen Julia Taubitz nach einer sensationellen Aufholjagd ihr erstes WM-Gold bei den „Großen“. Gestartet war die 24-Jährige in den heutigen Tag allerdings mehr schlecht als recht: Nach dem Qualifikationsrennen war Taubitz nur Vierzehnte, und ging aus einer für sie doch recht ungewohnten Position in den Wettkampf. Mit neuem Bahnrekord setzte sie jedoch eine Marke, an der keine der Konkurrentinnen mehr vorbeikam: „Heute Früh musste ich ziemlich zittern, das war sehr aufregend. Ich wollte einfach für mich nochmal einen schönen Lauf ins Ziel bringen“, erzählt Taubitz im Ziel.

Die deutschen Rodel-Damen durften sich nicht nur über WM-Gold freuen, sondern über einen Vierfacherfolg. Silber gewann Lokalmatadorin Anna Berreiter, die eine nicht ganz einfache Saison hinter sich hat und sich daher umso mehr über ihr erstes WM-Sprint-Silber freuen darf: „Ich habe ja mit vielem gerechnet, aber auf keinen Fall mit einer Medaille. Dass ich hier so einen Lauf runterbringe, der oben sogar noch fehlerhaft war – ich bin mega-happy.“ Am Start war die 21-Jährige angeeckt, für das Einzel-Rennen am Sonntag nimmt sich die Berchtesgadenerin vor, „einfach eine geile Zeit“ zu haben.

Bronze ging an Dajana Eitberger. Die 30-Jährige hatte sich vor der Saison vorgenommen, Schritt für Schritt zu gehen – der Schritt zur WM-Medaille ist nun gelungen: „Ich bin so weit gekommen, das kann mir keiner mehr nehmen. Ganz befreit bin ich zwar nicht gefahren, weil ich im Vergleich zu heute Morgen die ein oder andere Fahrspur anders wählen musste. Das ist mir nicht ganz geglückt, aber ich bin sehr zufrieden.“

Auf Platz vier landete Natalie Geisenberger, nach dem Quali-Rennen noch auf Platz drei gelegen und eine der Top-Favoritinnen für dieses Rennen.

Gold und Bronze für die deutschen Doppelsitzer

Bei den Doppelsitzern gewannen Tobias Wendl und Tobias Arlt das dritte Sprint-WM-Gold ihrer Karriere. Nach dem Qualifikationsrennen „nur“ auf Platz sechs gelegen, lieferten die Tobis beim Wettkampf eine tolle Fahrt ab und sicherten sich mit 0,014 Sekunden Vorsprung WM-Gold.

Nacheinander biss sich die Konkurrenz anschließend die Zähne an ihnen aus: „Bis jetzt ist es die perfekte Woche. Mir fehlen gerade die Worte. Wir hatten heute nach der Quali richtig viel zu tun, da uns drei Zehntel aufgebrummt worden waren. Wir haben mit Schorsch nochmal alles überarbeitet, und es ist in die richtige Richtung gegangen. Wir sind überglücklich“, freute sich Tobias Wendl im Zielbereich. Für den Doppel-Vordermann gibt es zudem noch mehr Grund zum Strahlen – denn Anfang dieser Woche kam Sohn Leo auf die Welt.

WM-Silber sicherten sich die Letten Andris und Juris Sics. Das Brüderpaar setzte sich noch vor das zweite deutsche Favoriten-Duo durch. Toni Eggert und Sascha Benecken wurden Dritte und gewannen damit das zweite Sprint-Bronze ihrer Karriere.

Ganz zufrieden zeigte sich das Thüringer Doppel mit Bronze jedoch nicht: „Das wäre gelogen. Das ist zwar noch ein Trost, dass es zur Medaille gereicht hat, aber der Lauf war nicht ganz perfekt und das Wetter ist ziemlich komisch. Es verschiebt sich dadurch sehr viel im Klassement, wir sind im Gegensatz zum Vormittag viel enger beieinander. Ich denke, es war heute viel Glück oder auch Pech, wessen Setup am besten gelaufen ist und wenn man dann einen kleinen Fehler macht, hat man keine Chance mehr“, analysiert Toni Eggert im Interview. Das Duo hatte die Ausfahrt aus dem S4 nicht perfekt getroffen und fiel ab diesem Zeitpunkt kontinuierlich zurück. Ähnlich erging es dem österreichischen Favoriten-Doppel Steu/Koller, die mit zu vielen Fahrfehlern auf den undankbaren vierten Platz zurückfielen.

Ihr WM-Debüt gaben am heutigen Tag Hannes Orlamünder und Paul Gubitz. Die Youngsters im Team, die sich gegen die interne Konkurrenz Robin Geueke und David Gamm durchgesetzt hatten, hatten einen blitzsauberen Lauf vorzuweisen und wurden am Ende starke Fünfte: „Dass es so gut läuft im Sprint, damit haben wir nicht gerechnet. Der Lauf hat sich bereits vom Start weg sehr gut angefühlt“, erzählt Hintermann Paul Gubitz im Ziel. Und macht bereits Athletik-Pläne für die Nachsaison: „Fahrerisch sind wir schon gut dabei, nach der Saison heißt es halt dann ab in den Kraftraum. Ich muss abnehmen, Hannes etwas zunehmen“, grinst Gubitz.

Morgen (30.01.) starten um 09.30 Uhr die Doppelsitzer in ihren Wettkampf, um 12.50 Uhr beginnt der erste Lauf der Herren Einsitzer.

Bild: Hans Bittner