10.01.2019

Weltcup

50 Jahre Kunsteisbahn Königssee: Deutsche Skeletonis und Bobathleten kämpfen am Königssee um Weltcup-Punkte und EM-Medaillen

Berchtesgaden. Wenn an diesem Wochenende vom 11. bis 13. Januar 2019 die Weltelite des Skeleton- und Bobsports in der Deutsche Post Eisarena am Königssee Station macht, geht es für die Athletinnen und Athleten nicht nur um begehrte Weltcup-Punkte, sondern auch um den Europameistertitel. Der BMW IBSF Bob- und Skeleton Weltcup präsentiert von Lotto Bayern wird gleichzeitig als Europameisterschaft ausgetragen. Das deutsche Team um Bob Olympiasiegerin Mariama Jamanka und Doppel-Olympiasieger Francesco Friedrich geht in allen Rennen als Mitfavoriten um die EM-Medaillen an den Start.
 
Allen voran Francesco Friedrich und sein Team. Der 28-Jährige reist mit fünf Siegen aus bisher sechs ausgetragenen Rennen an den Königssee und hat zuletzt bei seinem Heimweltcup im ENSO Eiskanal Altenberg triumphiert. „Wie jeder weiß, ist Königssee nicht meine Lieblingsstrecke gewesen, aber seit der WM habe ich dort sehr viel Erfahrung gesammelt“, sagt Doppel-Olympiasieger Friedrich, der sowohl im Zweier als auch Vierer den Gesamtweltcup anführt. „Die schwierigen Passagen am Königssee sind die S-Kombinationen, die müssen stimmen, um dann perfekt auf die Geraden hinauszufahren. Wichtig ist auch die Ausfahrt Kreisel mit dem Labyrinth. Da kann man ganz schön Zeit liegen lassen, in dem man an dem ersten Anlehner zu spät dran ist, vorbeifährt und dann eigentlich die ganze Labyrinth-Überfahrt mehr oder weniger Querstehen der vorderen Kufen hat und keine optimale Einfahrt in die Kehlstein-Kurve bekommt. Wenn die zwei Passagen gut laufen, dann haben wir Chancen, vorne mit dabei zu sein und auch mal den Hansi auf seiner Heimbahn zu ärgern.“
 
Für Lokalmatador Johannes Lochner hat die WM-Saison nicht wirklich ideal begonnen. Eine Verletzung warf ihn vor Saisonbeginn zurück, so dass er erst in Winterberg in den Weltcup einsteigen konnte. Am letzten Wochenende in Altenberg stürzte er im Zweier und fuhr trotz Blessuren an der Schulter im Vierer nur knapp am Podest vorbei und wurde mit 0,87 Sekunden Rückstand Vierter. Zuhause am Königssee soll es auf jeden Fall besser laufen: „Natürlich haben wir Vorteile, wenn wir auf unserer Heimbahn fahren, weil wir dort schon so viele Trainingsfahrten absolviert haben und jede Ecke und Stelle perfekt kennen. Das Problem dabei ist, dass man, wenn man Fehler macht, umso mehr enttäuscht ist. Man will natürlich gewinnen daheim vor heimischen Publikum, und wenn man dann nicht am Podest steht, ist es umso schlimmer und deprimierender für mich“, erklärt der 28-Jährige, der die Bahn unterhalb des Grünsteins in- und auswendig kennt. Das Besondere am Königssee ist für ihn, „dass die ganze Familie, Freunde und extrem viele Fans da sind, die einen anfeuern, und es ist das Allergrößte, wenn man unten ins Ziel fährt und die ganzen bekannten Gesichter auf den Tribünen sieht.“
 
Bei den Frauen will Olympiasiegerin Mariama Jamanka mit Anschieberin Annika Drazek in jedem Fall um den EM-Titel mitfahren. Die Berlinerin hat in dieser Saison ihre ersten beiden Weltcupsiege überhaupt eingefahren und führt den Gesamtweltcup mit deutlichem Vorsprung an. Die Bahn in Königssee war die erste, wo sie als Pilotin ihr erstes Rennen und auch ihren ersten Weltcup gefahren ist. „Beim letzten Mal sind wir mit dem vierten Platz beim Weltcup und davor mit dem vierten Platz bei der WM knapp hinter dem Podest geblieben. Das soll diesmal anders werden. Die Bahn hat natürlich einige schwierige Passagen zu bieten. Die Kombination aus den vier Kurven der Schlangengrube sind die größten Zeitfresser, dort gewinnt oder verliert man. Im unteren Bahnteil ab Ausfahrt Kreisel ist dann die feine Hand gefragt“, erklärt die 28-Jährige, die vorrangig am Olympiastützpunkt in Oberhof lebt und trainiert.
 
Bereits am Freitag geht es für die Skeletonis zur Sache. Mit am Start sind die frisch gebackene Deutsche Meisterin Tina Hermann und Kilian von Schleinitz, der bei den Deutschen Meisterschaften auf den dritten Rang und damit zurück ins Weltcup-Team fuhr. Beide sind auf der Bahn am Königssee groß geworden und sind im WSV Königssee beheimatet. Die dreifache Weltmeisterin Tina Hermann kann sich noch gut an ihren ersten Weltcup am Königssee erinnern: „Es war damals sehr schwierig für mich, da du ja eigentlich weißt, was du auf deiner Heimbahn kannst, und dementsprechend größer ist der Druck. Aber es macht natürlich auch riesig Spaß, vor heimischen Publikum zu fahren, vor der Kulisse, vor der du auch immer trainierst und mit der Sportart aufgewachsen bist. Mir persönlich liegt die Bahn sehr gut, da es auch eine sehr anspruchsvolle Bahn ist. Die Schlüsselpunkte sind die S4-Ausfahrt, die einfach passen muss, und im Kreisel, wo du die Geschwindigkeit einfach mitnehmen musst.“
 
Der Schönauer Kilian von Schleinitz hat sich mit drei Podestplätzen im ICC und seinem dritten Platz bei den Deutschen Meisterschaften vor Weihnachten in Altenberg wieder erfolgreich zurück ins Weltcup-Team gekämpft. Am vergangenen Wochenende fuhr er beim Weltcup in Altenberg auf den sechsten Platz und freut sich jetzt auf das Rennen auf seiner Heimbahn. „Jedes Weltcuprennen auf einer deutschen Bahn ist natürlich etwas Besonderes, weil man hier schon viele Fahrten absolviert hat und gerade vor heimischem Publikum zeigen will, was man kann. Wenn man, wie ich, so viele Fahrten am Königssee gemacht hat, hilft es einem in vielen Situationen, z. B. wenn man einen kleinen Fahrfehler macht und diesen schnell wieder korrigieren kann. Auf der anderen Seite ist man natürlich sehr kritisch, weil man jeden noch so kleinen Fehler auf seiner Heimbahn erkennt und diesen natürlich vermeiden möchte. Das Besondere an dieser Bahn ist zum einen die Lage am Königssee, und zum anderen die Historie, die mit dieser Bahn verbunden ist. Fahrerisch ist die Bahn nicht so einfach, gerade die S-Kombinationen und auch der Kreisel sind zwei Punkte, die man treffen muss, um eine schnelle Zeit zu erzielen.“ Der 24-jährige ist aber sehr optimistisch, denn „ich habe hier in der Vergangenheit immer meine besten Weltcup-Resultate einfahren können.“
 
OK-Chef Alexander Resch ist sich sicher, dass wir spannende Wettkämpfe beim BMW IBSF Bob- und Skeleton Weltcup präsentiert von Lotto Bayern erleben werden und freut sich auf zahlreiche Besucher entlang der Kunsteisbahn, die in diesem Jahr ihren 50. Geburtstag feiert. Angesichts der Wettervorhersagen und schwierigen Witterungsbedingungen bittet er alle Zuschauer und Besucher darum, möglichst mit Bus und Bahn zum Weltcup anzureisen. Dank der Kooperation mit der Berchtesgadener Land Bahn (BLB) sowie der RVO (Regionalverkehr Oberbayern GmbH) kann man die Weltcup-Tickets bereits in den Bussen und Bahnen erwerben und damit kostenfrei zur Königsseer Eisbahn fahren.
 
Dort erwarten Besucher nicht nur spannende Wettkämpfe, sondern auch ein beheiztes Besucherzelt in der Zielkurve, wo die Berchtesgadener Acoustic-Band „BAM“ am 12. Januar von 15:00 bis 16:30 Uhr und am 13. Januar von 12:00 bis 13:30 Uhr aufspielen wird. Für die kleinsten Weltcup-Besucher ist der stets gut besuchte Kinderbus mit Spiel und Spaß geöffnet und lädt zum Aufwärmen ein. Kleine Leckereien von den Berchtesgadener Milchwerken wie Schokomilch oder Knusper- und Biojoghurts stillen den kleinen Hunger zwischendurch.
 
BSD-Nominierungen
Skeleton
Jacqueline Lölling (RSG Hochsauerland)
Tina Hermann (WSV Königssee)
Sophia Griebel (RT Suhl)
Axel Jungk (BSC Sachsen Oberbärenburg)
Christopher Grotheer (BRC Thüringen
Kilian von Schleinitz (WSV Königssee)
Frauenbob
Mariama Jamanka (BRC Thüringen) und Annika Drazek (BSC Winterberg)
Stephanie Schneider (BSC Sachsen Oberbärenburg) und Ann-Christin Strack (BC Stuttgart Solitude)
Anna Köhler BSC Winterberg) und Lisa Sophie Gericke (Mitteldeutscher Sportklub Magdeburg)
Zweierbob
Francesco Friedrich (BSC Sachsen Oberbärenburg) und Alexander Schüller (SV Halle)
Nico Walther (BSC Sachsen Oberbärenburg) und Paul Krenz (Mitteldeutscher Sportklub Magdeburg)
Johannes Lochner (BC Stuttgart Solitude) und Christopher Weber (BSC Winterberg)
Viererbob
Francesco Friedrich, Candy Bauer, Martin Grothkopp (alle BSC Sachsen Oberbärenburg), Alexander Schüller (SV Halle)
Nico Walther (BSC Sachsen Oberbärenburg), Marko Hübenbecker (Mitteldeutscher Sportklub Magdeburg), Alexander Rödiger (BRC Thüringen), Eric Franke BSC Sachsen Oberbärenburg)
Johannes Lochner (BC Stuttgart Solitude), Florian Bauer (BRC Ohlstadt), Christopher Weber (BSC Winterberg), Christian Rasp (WSV Königssee)
Das Wettkampfprogramm
Freitag, 11. Januar 2019
10:00 Uhr BMW IBSF Weltcup/EM, Männer-Skeleton, Lauf 1
11:45 Uhr BMW IBSF Weltcup/EM, Männer-Skeleton, Lauf 2
13:30 Uhr BMW IBSF Weltcup/EM, Frauen-Skeleton, Lauf 1
15:00 Uhr BMW IBSF Weltcup/EM, Frauen-Skeleton, Lauf 2
Siegerehrung
Samstag, 12. Januar 2019
13:30 Uhr BMW IBSF Weltcup/EM, Frauen-Zweierbob, Lauf 1
15:00 Uhr BMW IBSF Weltcup/EM, Frauen-Zweierbob, Lauf 2
16:30 Uhr BMW IBSF Weltcup, Zweierbob, Lauf 1
18:00 Uhr BMW IBSF Weltcup, Zweierbob, Lauf 2
Siegerehrung
Sonntag, 13. Januar 2019
13:30 Uhr BMW IBSF Weltcup, Viererbob, Lauf 1
15:00 Uhr BMW IBSF Weltcup, Viererbob, Lauf 2
Siegerehrung
 
Bild: Viesturs Lacis