17.01.2018

Weltcup

"Das Feuer brennt für den Bobsport" bei Gregor Bermbach

Anschieber Gregor Bermbach, aus dem Bobteam Johannes Lochner, spricht über den Sport, Medaillen und die Zukunft...

Es ist Samstagmittag am Königssee. Die Sonne scheint, es ist kalt, aber einer schwitzt. Gregor Bermbach, seines Zeichens Bob-Anschieber im Team von Johannes Lochner trainiert – allein an der Startbahn.
Im Dezember 2016 war es, als sich der 36-Jährige den Beuger vom hinteren Oberschenkelmuskel abgerissen hatte. Seitdem trainiert er hart, mit eiserner Selbstdisziplin. „Ich habe ein Jahr lang versucht, mich zurück zu kämpfen. Es hat auch ganz gut geklappt, aber mir ist dann hinten raus einfach die Zeit ausgegangen“, so erklärt er mit einfachen Worten sein Olympia-Aus. „Wir hatten am 22. Dezember einen Leistungstest bei dem ich leider eine Zehntel zu langsam war. Das wäre die Qualifikation für Olympia gewesen und für die nächsten Rennen.“

Der gebürtige Hesse und Wahl-Bischofswieser wird am kommenden Wochenende, beim 8. BMW IBSF Weltcup in der Deutsche Post Eisarena Königssee also nicht an den Start gehen. Obwohl er die Atmosphäre dort mehr als genießt: „Wenn man vorne mit dabei ist, dann ins Ziel zu fahren, wenn die Leute auf der Tribüne stehen, die man persönlich kennt, das ist schon was ganz Besonderes.“ Trotzdem wird der Sportsoldat mit all seiner Kraft sein Team, das Team von Johannes Lochner unterstützen. „Wenn Material vorbereitet werden muss, helfe ich natürlich gerne. Am Sonntag darf ich noch ein paar Leute von der Deutschen Post über die Bahn führen und ihnen ein bisschen was dazu erklären. Aber ansonsten schaue ich, dass wenn im Team irgendwo Not am Mann ist, dass ich da helfen kann, dass die Jungs ein bisschen entlastet sind.“

Gregor Bermbach ist ein Teamplayer und durchaus für den Spaß in der Mannschaft zuständig. Als beim Fotoshooting am Königssee zu Beginn der Saison nur Joshua Blum fehlt, greift er sich kurzerhand die schwarze Schaufensterpuppe und stellt sie in die Mitte und nicht nur das, er legt sich ihr zu Füßen. Für den ‚Opa im Team‘ ist klar, wer Leistung bringt, der fährt. Da gibt es keine Befindlichkeiten, keine Zickereien. Dass er als einer der ältesten Anschieber im Feld zurück will ins Team, zeigt Bermbach durch seine Trainingsbereitschaft, sein Engagement: „So lange das Feuer noch in mir brennt und ich die Leidenschaft in mir habe, dass es jeden Morgen nach dem Aufstehen immer noch Spaß macht, ins Training zu gehen, mache ich es noch. Klar bin ich einer der Ältesten, aber von der Einstellung her einer der Jüngsten. Das Feuer ist noch nicht erloschen. Bis nächstes Jahr will ich auf jeden Fall fahren. Es macht auch immer Spaß, sich mit den Jüngeren zu batteln und sich mit denen im Training zu messen, das hält mich fit und macht Spaß.“

Dass ihm all das möglich ist, hat er der Bundeswehr zu verdanken. Die staatliche Sportförderung ist für den 36-Jährigen der Schlüssel zum Erfolg. „Ohne die Bundeswehr könnte ich das alles nicht machen“, weiß er. Welcher Arbeitgeber zahlt einen schon und lässt ihn statt Arbeiten einfach trainieren.
Mit dieser Dankbarkeit, die der Familienvater deutlich zeigt, hat er seinen jungen Teamkollegen vielleicht auch etwas voraus. Die Ehrfurcht vor dem was ist. Das Erkennen und Verstehen, das nicht alles selbstverständlich ist im Leben: „Letztendlich habe ich jeden Wettkampf immer als was Besonderes gesehen, ob es jetzt selbst eine deutsche Meisterschaft war. Ich bin dem Sport so dankbar, dass ich das so lange machen habe dürfen, das muss man auch immer so sehen. Selbst das Training hier an der Startbahn, so eine alt ehrwürdige Bahn, wo schon viele Weltmeister gemacht wurden, macht immer wieder Spaß. Das nächste Ziel wäre jetzt die WM im Whistler, weil 2010 meine ersten olympischen Spiele in Whistler waren, leider ohne Medaille, deshalb wäre es schön, 2019 eine WM-Medaille zu machen.“ (cz)